Besuch der Klasse 9f im Emil-Frank-Institut und geschichtsträchtiger Rundgang durch Wittlich

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9f der Clara-Viebig-Realschule plus Wittlich hatten die Gelegenheit, im Rahmen des Demokratietages das Emil-Frank-Institut in Wittlich zu besuchen.

Empfangen wurden sie von Herrn Richtscheid, einem wissenschaftlich-pädagogischen Mitarbeiter des Instituts, der die Klasse zunächst in den Räumlichkeiten empfing, um vor Ort über die Geschichte der Stadt zu berichten. Im Anschluss unternahmen die Schülerinnen und Schüler einen Rundgang durch die Stadt, der sie zu bedeutenden historischen Stätten führte.

 

Einer der ersten Haltepunkte war die Statue des Heiligen Sebastian an der örtlichen Kirche, die zwischen 1934 und 1935 errichtet wurde. Herr Richtscheid erklärte, dass der Bildhauer, der diese Statue geschaffen hatte, nur wenige Jahre später ein Propagandabild zu Ehren Hitlers erstellte. Gegenüber befand sich damals der Sitz des NS- Kreisleiters. Der anfängliche katholische Widerstand sowie die ambivalente Rolle der Kunst in politischen Konflikten können dort deutlich gemacht werden. Ein besonders bewegender Teil der Tour war der Besuch des ehemaligen Bekleidungsgeschäfts von Emil Frank. Ihm gelang die Flucht in die USA, wo er aber im Alter nicht mehr Fuß fassen konnte. Die Familie Ermann, die das Nachbarhaus bewohnte, musste sich während des Nationalsozialismus verstecken. Trotz ihrer Bemühungen wurden alle Familienmitglieder entweder ermordet oder in Konzentrationslager gebracht. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, dass nur die Enkel der Familie überlebten, weil sie rechtzeitig in ein Kloster und zu Bauern gebracht wurden, wo sie sicher waren. Der Rundgang führte weiter zu zwei "Judenhäusern", in denen während des Nationalsozialismus alle jüdischen Bürger der Stadt zusammengezogen wurden. Diese wurden gezwungen, unter schwierigsten Bedingungen zusammenzuleben.

 

Ein weiterer emotionaler Moment war der Besuch der alten Synagoge und die Betrachtung der Erinnerungstafel, die an die 80 deportierten Juden der Stadt erinnert. Von diesen kehrten nur zwei zurück. Die Zerstörung der Synagoge im November 1938, bei der die Torarollen verbrannt wurden, markierte einen weiteren dunklen Abschnitt in der Geschichte der Stadt. Seitdem wird das Gebäude nicht mehr als Gotteshaus genutzt, sondern dient seit den 1970ern als Ort für kulturelle Veranstaltungen. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich tief bewegt von den Erzählungen und den Orten, die sie besucht hatten.

 

Die Tour endete mit der gemeinsamen Betonung der Worte "Nie wieder". Dieser Ausflug wird den allen sicherlich lange im Gedächtnis bleiben und hat einmal mehr die Bedeutung des Erinnerns und des aktiven Einsatzes gegen das Vergessen unterstrichen.

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